Fische in Tirol: Experten schlagen Alarm

Restwassermenge wird oft nicht eingehalten und der Mellenbach wird verbaut und zerstört. Die Tiroler Experten haben es verstanden. Klimawandel, Kraftwerke und Verbauungen haben typische Tiroler Fischarten wie Bachforelle und Äsche stark unter Druck geraten lassen. Laut Experten muss dringend gehandelt werden, wenn die noch bestehenden Populationen überleben sollen.

Um das Leben in den heimischen Gewässern ist es schlecht bestellt, darauf weisen Naturschutzorganisationen schon seit Jahren immer wieder hin. Mit der zunehmenden Klimaerwärmung wird sich diese Situation zusätzlich verschärfen, vor allem für die in Tirol so typischen Leitfische wie die Bachforelle und die Äsche.

Fischreichtum wie einst gibt es in Tirol nur noch in der Fischzucht, wie etwa in Rinn, wo Jungäschen hochgepäppelt werden, um sie dann in Bächen und Flüssen einzusetzen. Nur so können die Bestände noch halbwegs aufrechterhalten werden.

Lebensräume für Fische fast ganz verschwunden

Der Obmann des Tiroler Fischereiverbandes, Andreas Schiechtl, sagt, über 90 Prozent der Gewässer seien vom Menschen stark beeinträchtigt. Das habe dazu geführt, dass die Fischlebensräume quasi verschwunden seien. Umso wichtiger sei es, die restlichen Naturschätze zu bewahren und unbeeinflusst zu lassen.

Für die rund 90 Prozent der verbauten Gewässer in Tirol müsste man dringend Renaturierungsmaßnahmen setzen, weil sich die Klimaerwärmung schon jetzt bemerkbar macht. Im Sommer gebe es teilweise zu wenig Wasser, und dieses sei viel zu warm, so Schiechtl. Das sei ungesund für die Fische, die sich in tiefe Einstände zurückziehen müssen, „die leider teilweise nicht vorhanden sind“. Im Winter gebe es Hochwässer, wie man sie bisher nicht gekannt habe.

Positives Beispiel aus Bayern

Diese Hochwässer können eine ganze Bachforellengeneration quasi wegspülen, denn die Bachforelle laicht im Winter. Deshalb sei es wichtig, dort wo es möglich ist, den Fischen natürlichen Lebensraum zurückzugeben, etwa in Form von Aufstiegshilfen an Kraftwerken vorbei oder in Seitenarmen, die allerdings gewartet werden müssten. Der Geschäftsführer des Tiroler Fischereiverbandes, Zacharias Schähle, verweist auf Beispiele in Bayern, wo Laichplätze für Äsche, Forelle und Huchen regelmäßig erneuert würden, indem sie etwa aufgelockert werden und Kies eingebracht werde.

Restwassermengen werden oft nicht eingehalten

Ein Problem, das durch den Klimawandel zusätzlich verschärft wird, sind die Restwassermengen bei den über tausend Kraftwerken an Tirols Bächen und Flüssen. Eine Auswertung des Landes Tirol aus dem Jahr 2022 bestätigt laut Schiechtl, dass bei mehr als 50 Prozent der untersuchten Gewässer die behördlich vorgeschriebenen Restwässer nicht eingehalten wurden. Das heißt, dass bei Vollbetrieb eines Kraftwerks mitunter zu viel Wasser abgezweigt wird, das dann im Fluss- oder Bachbett nach dem Kraftwerk fehlt.

Rasches und strukturiertes Handeln gefordert

Hier müsste dringend nachgeschärft und beim Umsetzen der von der EU vorgegebenen Renaturierungsmaßnahmen ein deutlicher Zahn zugelegt werden. Laut Schähle braucht es vereinte Kräfte und einen strukturierten Managementplan, um in den nächsten Jahren die Umsetzung deutlich zu erhöhen. „Mit diesem Tempo können wir nicht weitermachen, da erreichen wir das Ziel eigentlich nie“, so Schähle. Wenn man den Fischen wieder mehr natürlichen Lebensraum und Wasser zurückgibt, ist laut Experten eine Erholung der Fischbestände möglich – und das neben der Wasserkraft und trotz der Klimaerwärmung.

Quelle 02.11.2024 09:06 Uhr