Kraftwerk im Mellental wird immer konkreter

DARUM GEHT’S:

  • Die illwerke vkw planen ein Kleinkraftwerk im Mellental.
  • Das Kraftwerk soll 3,7 Megawatt Leistung erzeugen und Strom für 3000 Haushalte liefern.
  • Es gibt Bedenken bezüglich des Naturschutzgebiets und der Wasserentnahme.

Es ist ein schönes Fleckchen Erde, das Einheimische wie Urlauber gleichermaßen begeistert. Das Mellental mit seinem malerischen Gebirgsbach ist beliebtes Naherholungsgebiet und oft abgelichtetes Fotomotiv. Xaver Natter (68) steht, wo schon bald Bagger auffahren könnten. Illwerke vkw planen ein Kleinkraftwerk. Dort, wo Elmasbach und Wallenbach in den Mellenbach münden, soll ein Gebäude mit Schlauchwehr zur Wasserfassung errichtet werden. Dem Obmann der Agrargemeinschaft Vorsäßgemeinschaft Wald graut davor. Er fürchtet um die Qualität des Naherholungsgebietes und ärgert sich, dass die Bevölkerung bisher nur unzureichend in die Pläne eingeweiht ist.

Tatsächlich werden schon länger Pläne gewälzt und wurden auch einem Kreis von geladenen Anrainern, Gemeindevertretern und Interessierten präsentiert. Das war im Juli 2021. Gut zwei Jahre später wird das „Kleinkraftwerk Mellenbach“ konkreter. Nach geologischen Untersuchungen deutlich verkürzt und mit geringerer Leistung läuft bereits ein UVP-Feststellungsverfahren, wie der Energieversorger auf Anfrage bestätigt. „Das Kleinkraftwerk ist ein wichtiger Beitrag für die Energieautonomie Vorarlbergs“, so Illwerke-vkw-Sprecher Andreas Neuhauser zu den VN. Mit 3,7 Megawatt Leistung soll Strom für 3000 Haushalte oder das 1,3-Fache des Bedarfs der gesamten Gemeinde inklusive Gewerbe erzeugt werden. Das Investitionsvolumen bezifferen illwerke vkw mit 20 Millionen Euro.

Eine Investition ganz zur Freude des Mellauer Bürgermeisters Tobias Bischofberger. „Ich sehe die Vorteile. Wir können einen Beitrag zur Energiewende leisten“, so der Ortschef. Auch die Gemeinde kann profitieren, weil im Zuge des Projekts beim geplanten Kraftwerksgebäude (Anm.: beim Feuerwehrhaus) auch ein Bauhof entstehen könnte. Mit der Abwärme würde zudem das gemeindeeigene Schwimmbad geheizt. „Wir sind konstruktiv und nicht destruktiv“, erläutert Bischofberger. „Man kann nicht nur von grüner Energie reden und nichts dafür tun.“ Dort, wo es Bedenken gebe, gehe man auf den Betreiber zu. „Es ist ein positives Miteinander.“

Brisanz erhält das Vorhaben, weil es im Nahbereich des Naturschutzgebietes „Hohe Kugel – Hoher Freschen – Mellental“ umgesetzt werden soll. Während die illwerke vkw von „am Rande des Naturschutzgebietes“ sprechen, sieht Naturschutzanwältin Katharina Lins das Schutzgebiet sehr wohl direkt betroffen. Die Trasse tangiere es jedenfalls. Die Kraftwerkspläne bezeichnet Lins als potenziell kritisch, auch weil nicht klar sei, wie viel Wasser dem Bach entnommen werde. „Davon hängt aber die ökologische Funktionsfähigkeit des Mellenbachs ab“, so die Naturschutzanwältin, die sich ein UVP-Verfahren wünschen würde.

Eine kritische Entwicklung ortet Katharina Lins allgemein in den Bemühungen des Energieversorgers, vermehrt kleinere Kraftwerke als Beitrag zur Energieautonomie zu bauen. Man greife dabei jedes Mal in einen Lebensraum ein. Wenn das schon geschehe, dann solle es auch was bringen. „Mir ist mitunter ein großes Kraftwerk lieber als 100 kleine“, so die Naturschutzanwältin weiter. Ins selbe Horn stößt der Obmann der Agrargemeinschaft Vorsäßgemeinschaft Wald, Xaver Natter. Für den pensionierten Immobilienunternehmer, der die Pläne einsehen konnte, stimmt die Verhältnismäßigkeit von Eingriff in die Natur zu erwartender Strommenge nicht überein.

Hart ins Gericht geht Natter mit Gemeinde und Energieversorger wegen fehlender Transparenz. Die Bevölkerung sei nicht ausreichend informiert worden. Man erfahre nur das Nötigste. Dem widersprechen illwerke vkw und Bürgermeister Tobias Bischofberger entschieden. Gemeindevertreter und Anrainer seien frühzeitig und fortlaufend informiert worden, heißt es dazu.

Jetzt gilt es, jedenfalls das UVP-Feststellungsverfahren abzuwarten. Gemeinde und Betreiber sind vorsichtig optimistisch, dass es keine Umweltverträglichkeitsprüfung brauche. In diesem Fall könnte rasch ein Materienverfahren starten. Im besten Fall würden dann bereits 2025 die Bauarbeiten beginnen und das Kleinkraftwerk im ersten Quartal 2027 Strom liefern. „Wir würden damit jährlich 8000 Tonnen CO2 einsparen“, streicht Illwerke-vkw-Sprecher Andreas Neuhauser die Bedeutung des Kraftwerks für die Energieautonomie-Ziele des Landes aus Sicht des Energieerzeugers hervor.

Quelle 07.02.2024 22:34 Uhr
Kraftwerk im Mellental wird immer konkreter – Mellau | VOL.AT
Kraftwerk im Mellental wird immer konkreter – Vorarlberger Nachrichten | VN.at
Kraftwerk im Mellental wird immer konkreter | Bregenzerwald News (bregenzerwald-news.at)